Zeichen setzen gegen Antiziganismus, Solidarität mit Sinti und Roma
Zum Welt-Roma-Tag am 8. April appelliert die Diakonie Deutschland an Politik und Zivilgesellschaft, ein klares Zeichen gegen rassistische Diskriminierung zu setzen.
Berlin/Speyer. Vor 70 Jahren - am 8. April 1951- fand der erste Welt-Roma-Kongress in London statt. Er bildete den Startpunkt der Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma. Sinti und Roma erfahren immer noch - vielfach still akzeptiert - Ausgrenzung und Alltagsrassismus und leiden unter massiven Vorurteilen.
Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik: "Wir müssen alle Formen des Rassismus und damit auch den Antiziganismus endlich überwinden. Dazu gehört auch, dass wir uns eingestehen, dass rassistische Haltungen und Denkmuster tief in unserem Denken und in den gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt sind. Daher bleibt es unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe, in der Politik und in den Medien, roma- und sintifeindliches Denken und Handeln klar zu benennen, zu verurteilen, dagegen anzugehen und Betroffenen ihre Solidarität auszusprechen."
Viele Sinti und Roma leben in Europa unter unwürdigen Bedingungen. Häufig sind sie aufgrund ihrer prekären Lebensbedingungen gerade jetzt schutzlos der Corona- Pandemie ausgesetzt. "Wir als Gesellschaft tragen eine Verantwortung, wenn Menschen Schutz und Lebensperspektive bei uns suchen. Absolut keine Lösung ist es, die Länder, aus denen Roma zu uns kommen, als sichere Herkunftsländer einzustufen", so Maria Loheide. Dies betrifft insbesondere die Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien. Dort haben Roma unter den Bürgerkriegen der 1990er Jahre besonders gelitten und sind heute noch von gesellschaftlicher Teilhabe weitgehend ausgeschlossen sowie Diskriminierung und Anfeindungen ausgesetzt.
Eine Hürde für umfassende soziale Teilhabe sind auch die geltenden Regelungen, wonach arbeitssuchende ausländische Bürgerinnen und Bürger der EU fünf Jahre keinen Zugang zu Sozialleistungen haben. "Ohne zumindest anfängliche finanzielle Unterstützung besteht kaum eine Chance, Wohnung und Arbeit zu finden. Wenn Roma aus anderen EU-Staaten als Arbeitsuchende zu uns kommen, brauchen sie jedoch Unterstützung, schnellstmöglich Arbeit zu finden statt sie - trotz Bedürftigkeit
- von Sozialleistungen komplett auszuschließen", so Loheide. Die Diakonie Deutschland setzt sich für eine offene, vielfältige Gesellschaft ein, in der Menschen sich mit Respekt und Toleranz begegnen. "Wir sollten uns freuen, wenn Roma wieder in unserem Land leben wollen und sie mit allen Möglichkeiten darin unterstützen, an unserer Gesellschaft teilzuhaben", so Loheide.
Hintergrund:
Während des Nationalsozialismus wurden Sinti und Roma aus rassistischen Gründen verfolgt und ca. eine halbe Million Menschen ermordet. Kaum eine Gruppe hatte einen höheren Anteil an Opfern zu beklagen; in den meisten europäischen Ländern war nahezu jede Familie betroffen. Immer noch hält sich Antiziganismus als spezielle Form des Rassismus hartnäckig. Fast 45 Jahre dauerte es, bis 1989 der Deutsche Bundestag den Völkermord an den europäischen Roma und Sinti anerkannte.
Das kollektive Trauma des 'Porajmos' wie der Völkermord im Romanes, der Sprache der Sinti und Roma, heißt, wirkt fort.
Weitere Informationen:
Die Diakonie unterstützt Roma und Sinti in vielen ihrer Dienste und Angebote.
Die Diakonie ist Mitglied im "Bündnis für Solidarität mit den Sinti und Roma
Europas": https://romaday.org/Buendnis