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Besuch in Afa Kusel

Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr und Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst besuchen die Afa Kusel.

Zusammen mit Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst hat Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr am Freitag, 9. Februar, die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) in Kusel besucht. Bei einem Treffen unter anderem mit Vertretern der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), Kuseler Kommunalpolitikern und Mitarbeitern von Diakonie und Caritas machten sich die Kirchenrepräsentanten ein Bild von der Stimmung in der westpfälzischen Kreisstadt, nachdem es dort im Herbst in Teilen der Bevölkerung zu Unmut wegen einer höheren Belegung der Afa mit Flüchtlingen gekommen war. "Ich bin gekommen um zuzuhören", fasst Wüst die Motivation für den Besuch vor Ort zusammen. 

Bürger hatten damals Ängste vor Flüchtlingen geäußert, Frauen sagten, sie fühlten sich nicht mehr sicher. Zwei Kuselerinnen hatten daraufhin Protestzüge durch die rund 5000 Einwohner zählende Kreisstadt initiiert und Unterschriften gegen eine hohe Belegung der Afa gesammelt. In einem Offenen Brief hatten sie zudem einen „dringenden Appell zur Begrenzung der Anzahl von Asylbewerbern“ geäußert.

Vor diesem Hintergrund verschafften sich Bähr und Wüst am Freitag in der ehemaligen Bundeswehr-Kaserne einen eigenen Eindruck der örtlichen Bedingungen. Diakonie und Caritas sind in der Afa mit mehreren Mitarbeitern engagiert. „Gerade in politisch schwierigen Zeiten ist die Arbeit der Diakonie in der Flüchtlingsunterkunft sehr wertvoll und unsere Mitarbeitenden vor Ort leisten eine für die Gesellschaft unverzichtbare Arbeit“, betonte Bähr. Über die diakonische Beratung in der Afa zeigte er sich angetan. Die Besucher ließen sich unter anderem die Krankenstation und eine Kinderstube zeigen. Erörtert wurden auch Fragen zu Kinder- und Jugendbetreuung und wie die traumatischen Erlebnisse der Flüchtlinge bewältigt werden können. Es sei sinnvoll und wichtig, dass sich die Sozialarbeiter*innen der Diakonie um Menschen kümmerten, die in ihren Herkunftsländern sowie auf ihrer Flucht Torturen ausgesetzt gewesen seien, sagte Bähr.

Einrichtungsleiter Martin Ziemer sagte, es sei inzwischen wieder mehr Ruhe rund um den Kuseler Windhof eingekehrt. Hohen Belegungszahlen mit rund 1000 Flüchtlingen im Herbst – damals mussten noch extra Zelte aufgestellt werden – stünden aktuell noch 430 Geflüchtete aus 26 Nationen gegenüber. Es herrsche ein „menschenwürdiges Miteinander“, ergänzte Angelika Schmidt, die für die Diakonie in der Sozial- und Verfahrensberatung tätig ist. Sie berichtete, dass die Arbeit auch mit Frustration verbunden sei. „Die diakonisch-humanitäre Perspektive ist nicht immer mit der rechtlichen Perspektive kompatibel“, erläuterte Schmidt.

Janosch Littig, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration, sieht Kusel auf einem „guten Weg, was die Stimmung betrifft“. Er erinnerte an einen Austausch mit Kommunal- und Landespolitikern sowie der Polizei im November, dem rund 500 Bürger gefolgt waren. Anfang Februar hatte es zudem ein Netzwerk-Treffen gegeben, bei dem weitere Schritte für den sozialen Zusammenhalt konkretisiert wurden. Unter anderem soll das „Team Plan B“ - eine Ehrenamtsgruppe, die während der Ahrtal-Katastrophe entstanden war - ein Netzwerk mit Paten aufbauen. Auch solle eine Begegnungsstätte für Migranten und Einheimische entstehen.

Einig waren sich die Teilnehmenden der Gesprächsrunde darin, Bedenken und Ängste der Kritiker ernst zu nehmen und weiterhin in einem aktiven Dialog mit der Menschen der Region bleiben zu wollen . Dass die Initiatorinnen der Protestzüge dem Austausch am Freitag eine Absage erteilt hatten, bedauerte Bähr.

Die Kirchenrepräsentanten erteilten der Einrichtung auf dem Kuseler Windhof viel Lob. Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst äußerte die Hoffnung, weiter mit den Akteuren im Gespräch zu bleiben, um so den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Eine feste Größte solle weiterhin das „Team Plan B“ bilden, das mit Ehrenamtlichen der Afa vernetzt ist. Da ehrenamtliches Engagement seit der Corona-Krise stark abgenommen habe, wertete Bähr den neu entstandenen freiwilligen Einsatz des Teams als „Glücksfall“. Die Zeiten würden nicht leichter, eher herausfordernder, sagte der Theologe. „Es werden Menschen mit starker Stimme und geradem Kreuz benötigt, damit diese sich für die Schwächeren in der Gesellschaft einsetzen können“, sagte Bähr.