Ausstellung „Was bleibt."
Podiumsdiskussion zum Thema "Selbstbestimmt leben im Alter" im Historischen Ratsaal in Speyer.
Im Begleitprogramm der Ausstellung „Was bleibt -Lebensschätze weitergeben. Schenken. Stiften. Vererben“, die vom 5. bis 22. September in der Gedächtniskirche Speyer stattfand, hatten das Diakonisches Werk Pfalz und die Evangelische Kirche der Pfalz zu einer Podiumsdiskussion darüber eingeladen, wie Politik, Kirche und Gesellschaft dazu beitragen können Vorstellungen und Wünsche älterer Menschen über ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu realisieren. Gesamtfazit von Moderator Alexander Lang (Evangelischer Pressedienst): „Sich rechtzeitig vorbereiten, vernetzen und solidarisch zeigen“.
Auf dem Podium im Historischen Ratsaal erörterten Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst mit der Bürgermeisterin für Soziales der Stadt Speyer, Monika Kabs, dem gerontologische Pflegewissenschaftler der Katholischen Stiftungshochschule München, Prof. Dr. Bernd Reuschenbach, und dem Vorstand Soziales und Freiwilligendienste des Diakonischen Werks Pfalz, Agim Kaptelli, ein breites Spektrum an Fragen rund um das Thema selbstbestimmtes Leben im Alter. Beginnend mit damit, was eigentlich selbstbestimmtes Leben sei, über die Aufgaben, die sich für Politik, Kirche und Gesellschaft zur Schaffung von Rahmenbedingungen ergeben, bis hin zur Eigenverantwortung der Senioren und den Herausforderungen, die sich durch die Zahl älterer Menschen vor dem Hintergrund geringerer Finanzmittel und gerechterer Verteilung und Vermögen auftun. Ein Stichwort, das wiederholt im Raum stand war „Solidarität in der Gesellschaft“. Prof. Reuschenbach möchte Selbstbestimmung nicht nur für das Alter verstanden wissen, sondern generationsübergreifend. Auch wenn meist ein Verbleiben in den eigenen vier Wänden vielfach gewünscht werde, gebe es bei Nachlassen der körperlichen Kräfte, Isolation und Einsamkeit durchaus den Wunsch in ein Heim zu ziehen.
Es sei von der Politik schon viel getan worden, um selbstbestimmtes Leben zu Hause zu ermöglichen. Dafür bräuchte es neben der Familie soziale Kontakte, Nachbarschaft und die Unterstützung von Hilfsorganisationen. „Kirche und Diakonie stehen in der christlichen Nachfolge in der Verantwortung sich insgesamt Menschen zuzuwenden, die etwas brauchen“, so Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst. Aber auch Kirche könne es nicht alleine reißen, sondern nur im gesellschaftlichen Verbund. Diakonievorstand Agim Kapelli betonte, dass die Gruppe der Senioren nicht homogen sei, sondern von Menschen, die sich aufgrund von Vermögen und Fähigkeiten gut selbst organisieren könnten bis zu Hilfebedürftigen reiche. Für letztere müsse sich die Diakonie einsetzen, wobei der Gemeinwesenarbeit ein großer Stellenwert zukomme. Vieles müsse in Zukunft neu gedacht werden und neue Wege beschritten werden. Nicht nur Kirche und Politik ständen in der Verantwortung, sondern es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, waren sich alle vier Diskutanten einig. Zunehmenden Egoismen müssten durch eine Haltungsänderung entgegengewirkt werden, sagte Bürgermeisterin Monika Kabs, die in Speyer durchaus positive Erfahrungen
hinsichtlich Engagement für die Allgemeinheit beobachtet. „Es bedarf Generationenverantwortung, Fantasie und Liebe, gutes Hören und Aufmerksamkeit, um zu wissen, was Ältere brauchen“, so das Fazit von Dorothee Wüst. „Die Würde der Menschen muss erhalten bleiben, Ältere brauchen eine Interessenvertretung und es bedarf Veränderungen im Pflegesystem“, meinte Monika Kabs. „Solidarität, gestaltetes Leben, Dialog der Generationen, Offenheit, Flexibilität und Agilität“, waren die Stichworte unter denen Bernd Reuschenbach Leben im Alter zusammenfasste. „Wir können in Bewegung kommen in Bezug auf Ideen, Gedanken, Haltung und können dies als Diakonie mitgestalten“, schloss Agim Kaptelli. (acl)