Kirche für und mit anderenGemeinwesendiakonie

Gemeinwesendiakonie

Gemeinwesendiakonie

Das Diakonische Werk der Pfalz steht dafür ein, dass sich die Soziale Arbeit von Diakonie und Kirchen konsequent am Sozialraum orientiert. Die Bedarfe des einzelnen Menschen, seine Fähigkeiten und Selbstwirksamkeit stehen dabei im Mittelpunkt. Das Wirken über den Tellerrand der eigenen Einrichtung bzw. Organisation hinaus wird zukünftig zu einer Gelingensbedingung wirksamer diakonischer Arbeit.

Gemeinwesendiakonie ist der Fachbegriff für diese kirchlich-diakonische Arbeit, die im unmittelbaren Lebensumfeld der Menschen stattfindet: im Stadtteil oder in der Dorfgemeinschaft Themen anstoßen und Netze knüpfen.

Wir möchten nicht nur "reparieren", wir wollen schon vorher aktiv werden, Verantwortung übernehmen für die soziale und kulturelle Entwicklung vor Ort, für Teilhabe! Ein funktionierendes, lebendiges Gemeinwesen ist die beste Voraussetzung dafür, soziale Notlagen zu verhindern oder abzufedern. Kooperation und Öffnung sind die prägenden Aspekte so verstandener diakonischer Arbeit. Wir öffnen unsere Angebote zum Stadtteil hin und orientieren sie am konkreten Bedarf vor Ort. Wir stoßen Themen an, bringen Menschen zusammen und knüpfen Netzwerke. Wir kooperieren mit den Kirchengemeinden, den verschiedenen Initiativen, Trägern, Einrichtungen oder Vereinen, um die soziale und kulturelle Infrastruktur nachhaltig zu stärken.

Gemeinwesendiakonie will immer wieder die Menschen miteinander in Verbindung, in Kontakt bringen. Gegenseitiges Kennen und gegenseitige Anerkennung kann mittels Gemeinwesendiakonischer Arbeit vorangebracht werden. Diese Arbeit in dem Sozialraum der Menschen kann dafür sorgen dafür, dass sich Menschen über das Kennenlernen Vorurteile abbauen und sich für ihren Lebensbereich und ihre Mitmenschen einsetzten.

Der im Christentum verankerte Gemeinwesenbezug, die Arbeit auf Augenhöhe und die niedrigschwellige Ansprache der Betroffenen bilden die wesentlichen Stärken der diakonischen Arbeit.
Diese Stärken sollten weiterhin im Zentrum der Arbeit und des Selbstverständnisses stehen.

Das Referat Gemeinwesediakonie im diakonischen Werk der Pfalz möchte die diakonischen Einrichtungen, Kirchengemeinden und Kirchenkreisen beraten, begleiten und unterstützen. Dabei können neue Handlungsfelder ausgelotet und Wege geebnet werden.

Hohe Anerkennung vom Minister für Begegnungszentrum "Mittendrin"

Pirmasens. Wo sonst stets allen die Tür offen steht, war das Begegnungszentrum  'Mittendrin' im Herzen von Pirmasens am 17. November ausnahmsweise einer geschlossenen Gesellschaft vorbehalten. Der Grund war ein nicht alltäglicher Gast: Alexander Schweitzer, Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz, stattete dem Vorzeigeprojekt des Diakonischen Werks Pfalz einen Besuch ab, um sich über dessen Quartiersarbeit zu informieren.

„Was hier geleistet wird, verdient große Aufmerksamkeit und Anerkennung“, sagte der Minister. „Es beeindruckt mich, wie viele Fäden in diesem Raum zusammenlaufen.“ Die intensive Quartiersarbeit, die an dieser Stelle betrieben werde, trage dazu bei, ein neues Gemeinschaftsgefühl reifen zu lassen. Pirmasens sei ein Standort, der es in vielerlei Hinsicht nicht leicht habe. „Aber es ist an der Zeit, die Klischees über die Stadt nicht weiter zu pflegen, sondern das Positive zu sehen, ohne die Probleme zu vernachlässigen.“ Gerade im Hinblick auf die Armutsbekämpfung seien die Träger der Wohlfahrtspflege und die Politik damit befasst, eine neue Richtung einzuschlagen. „Dabei muss das 'Mittendrin' programmatischer Anspruch sein“, betonte Schweitzer, „denn die Menschen haben Probleme, die nicht immer in Paragraphen passen. Deshalb ist es wichtig, genau hinzuschauen.“

Das bestätigte der Einblick in die Einrichtung, den der Minister im Laufe des Nachmittags gewinnen konnte. „Als inter- und soziokulturelle Begegnungsstätte möchten wir eine Anlaufstelle für alle Bürger sein und uns an ihren Bedürfnissen orientieren. Dabei gehen wir auf die Menschen zu, das ist die originäre Aufgabe der Kirche“, sagte Albert Gomille, Referent für Gemeinwesendiakonie im Diakonischen Werk Pfalz und leidenschaftlicher Mitinitiator des 2018 gestarteten Projekts.  „Unser Anliegen ist es, ihnen hier die Möglichkeit zu geben, sich mit ihren Fähigkeiten und Ideen einzubringen.“  Dass dieser Ansatz auf fruchtbaren Boden gefallen ist, verdeutlichte das vielfältige Programm, das hauptsächlich von Ehrenamtlichen durchgeführt wird. Anhand von Schautafeln informierten sie den Gast aus der Politik über ihre Angebote, die durch die Bank niederschwellig konzipiert sind.

Angefangen vom Deutschkurs unter dem Motto 'Zeit für Vielfalt', geleitet von Katrin Wittwer. Dass er sich nicht an einem Lehrbuch orientiert, sondern an dem Bedarf der Teilnehmenden, wissen diese zu schätzen. „Ich habe viel gelernt, was ich brauche, um mich im alltäglichen Leben verständigen zu können“, sagte Darselam aus Eritrea. Auch Monis, promovierter Maschinenbauer, ist dankbar für den anschaulichen Sprachunterricht und hat es sich nicht nehmen lassen, den Minister mit einem musikalischen Beitrag aus seiner pakistanischen Heimat zu begrüßen. „Die Begegnungen, die durch den Kurs zustande kommen, sind auch für mich eine Bereicherung“, sagte Wittwer. Außerdem seien die Grenzen zu anderen Angeboten fließend, wie etwa zur multikulturellen Mama-Kind-Gruppe, in der noch so manche Frau mit Sprachproblemen zu kämpfen habe. „Deshalb helfen wir auch beim Ausfüllen von Formularen und haben ein offenes Ohr für Fragen oder Sorgen“, erklärte Christiane Neu, die die Gruppe begleitet. Aber es werde auch viel gelacht bei den gemeinsamen Aktivitäten.

Das gelte ebenso für das Erzählcafe, das jedem offen steht, der sich gern mit Menschen austauscht. „Auch für neu Zugezogene ist es ideal, um Stadt und Leute kennenzulernen“, wusste Rolf Tilly, der das Angebot übernommen hat, zu berichten. Während sich im Erzählcafe  der Gesprächsstoff von selbst ergibt, hält der Seniorentreff, geleitet von Daniela Kessler und Wolfgang Hauck, stets ein Programm bereit, darunter auch Vorträge über zielgruppengerechte Themen. 

Großen Zuspruch finde auch die Suppenküche, die an jedem zweiten und letzten Freitag im Monat stattfindet und weit mehr bietet, als ihr Name vermuten lässt. „Zu jedem Gericht gibt es noch einen Nachttisch“, erklärte Nicole Senft-Bossert. Sie ist mit Leib und Seele dabei und bemüht sich, den Speiseplan möglichst abwechslungsreich zu gestalten. „Manche haben es wirklich nötig, eine kostenlose warme Mahlzeit zu bekommen, andere freuen sich, mal in Gesellschaft zu essen.“ „Deshalb beliefern der Internationale Bund und das Jobcenter an den anderen Freitagen unsere Suppenküche mit Essen“, ergänzte Hanna Neu, Leiterin des Begegnungszentrums.

Um das Thema 'Demokratie leben', ging es in einem anderen mehrteiligen Angebot, an dem auch Albert Gomille mitwirkte.  „Ziel war es,  dass sich die Menschen mit diesem politischen System auseinandersetzen, sich darüber informieren und zum Nachdenken angeregt werden. Es hat dazu geführt, dass sich einige in einer Bürgerinitiative bezüglich der Stadtentwicklung engagieren.“

Alexander Schweitzer zeigte sich erfreut, „dass hier auch Demokratiearbeit geleistet wird. Denn viele Menschen haben  in ihrem Leben viel Frustrierendes erlebt und stehen dem Staat skeptisch gegenüber. Es ist wichtig, dass sie auch positive Erfahrungen  machen.“

„Da eine gute Vernetzung essentiell für uns ist, sind wir  mit unterschiedlichen Fachbereichen in Verbindung, von denen immer mal  ein Vertreter zu den Angeboten kommt, etwa  aus der Suchtberatung oder der Frühen Hilfen“, brachte Gomille einen weiteren Aspekt ns Spiel. „Das dient der Präventionsarbeit.“

Der Stadtladen 'Mittendrin' werde dem Diakonie-Motto 'Kirche für andere und mit anderen' auf beispielhafte Weise gerecht, konstatierte Pfarrerin Sabine Jung, Vorständin Soziales, KiTa, Freiwilligendienste des Diakonischen Werkes Pfalz. Es zeige sich, dass man mit einem wachen Blick erkennen könne, was die Menschen brauchen.

Und auch Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr, der das Projekt von Anfang an gestützt hat, fand anerkennende Worte. „Hier weht der Atem der Leidenschaft. 'Mittendrin' ist ein Leuchtturm, von dem manches ausstrahlen kann.“

Um das weiterhin zu gewährleisten, sagte der Minister zu, die Förderung von Seiten des Landes fortzusetzen und auch 2022/23 finanzielle Unterstützung zu bieten. „Damit Planungssicherheit gegeben ist. Denn ich sehe, dass die Mittel hier hocheffizient eingesetzt werden. Wir werden uns außerdem bemühen, im nächsten Jahreshaushalt Geld in die Hand zu bekommen, um weitere 'Mittendrin' ins Leben zu rufen“, stellte Schweitzer in Aussicht. „Eventuell können Sie Ihr Know-how anderen Interessierten in Workshops vermitteln“, warb er um Mithilfe und zollte damit noch einmal seinen Respekt vor der Leistung des ganzen Teams. Friederike Jung