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Pressemeldungen

Vertreter von Kirchen und Wohlfahrtsverbänden besuchen AfA Kusel

Zwischen Insel der Glückseligen und einer Einrichtung der Hoffnungslosigkeit

Kusel (dwp). Spitzen der Diakonie und Caritas sowie Vertreter*innen der evangelischen und katholischen Kirche besuchten die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) Kusel, um sich vor Ort selbst ein Bild von der Lage der Geflüchteten zu machen. Im Vordergrund stehe das Verstehen, betonte Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr. Nur wenn man verstehe, was bei den Menschen vor Ort benötigt werde, könne man effektiv der Einrichtung beistehen. Gerade hinsichtlich des Herbstes und den zu erwartenden Flüchtlingen wolle die Diakonie bereit sein. Babara Aßmann, Abteilungsleiterin für Soziales des Caritasverbands, betonte, dass man vor Ort sei, um wahrzunehmen, wo Unterstützung notwendig sei.

Bei einer dreistündigen Führung über das ehemalige Kasernengelände zeigte der Einrichtungsleiter Martin Ziemer der Gruppe die verschiedenen Einrichtungen auf dem ehemaligen Kasernengelände in Kusel. Aktuell werden in fünf Häusern ca. 550 Personen in der Erstaufnahmeeinrichtung betreut. 16 Hektar Fläche hat das Areal.  Die AfA könne beinahe als eine kleine Kommune verstanden werden. Dabei sei die Infrastruktur der ehemaligen Kaserne bestmöglich genutzt worden. Den Flüchtlingen stehe eine medizinische Erstversorgung, eine Betreuung für Kinder, zwei Schulklassen und vieles weitere zur Verfügung. Im dem 2014 errichteten Verwaltungsgebäude befinden sich auch die Beratungsstelen von Diakonie und Caritas sowie eine Außenstelle des Psychosozialen Zentrums in Kaiserslautern, das durch das Deutsche Rote Kreuz betrieben wird. Der soziale Dienst wird durch das Privatunternehmen OSR gestellt.

 Ziemer betonte auch die gute Lage der AfA Kusel, man befände sich „auf einer Insel der Glückseligen“, auch wenn es sich bei der AfA Kusel um eine „Einrichtung der Hoffnungslosigkeit“ handele. Dies rührt aus dem Aufenthaltsstatus der Einwohner*innen. Nahezu keine*r der Bewohner*innen in Kusel verfügt über eine Bleibeperspektive. Dabei wurden auch die Probleme des Einwanderungssystems besprochen. Alle Seiten waren sich einig, dass ein Einwanderungsgesetz dringend notwendig sei, um die aktuellen Fehler im System zu beheben. Hierfür wolle man sich gemeinsam einsetzten, betonten alle Partner. Trotz dieser beklemmenden Situation komme es nur sehr vereinzelt zu Zwischenfällen. Daher genieße die AfA insgesamt einen guten Ruf in Kusel.

Besondere Herausforderungen seien momentan der Angriffskrieg auf die Ukraine und die daraus resultierende hohe Anzahl von Flüchtlingen. Zurzeit hält die AfA in der Sporthalle 100 Betten bereit, um weitere Flüchtlinge im Notfall aufzunehmen zu können. Eine faire Behandlung jedes Menschen sei wichtig, betonte Bähr. Derzeit könne man den Eindruck gewinnen, dass die anderen Flüchtlinge vergessen werden. Dies wolle man nicht zulassen. Menschen, egal in welcher bedrohlichen Situation sie sich befinden, dürften nicht vergessen werden. „2022 war das herausforderndste Jahr für die soziale Arbeit in Erstaufnahmeeinrichtungen, aber auch das Jahr, dass ihren Wert am deutlichsten hervorgehoben hat“, so Bähr.

Alle Partner bedankten sich für den tiefen Einblick in die Arbeit der AfA. Besonders die offene Kommunikation hinterließ bei allen Partnern einen bleibenden Eindruck. Für die Zukunft wolle man die Wege noch weiter verkürzen und im fruchtbaren Austausch verbleiben. Hierzu lud Dr. Jörg Bruch von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) als zuständiger Referent ein.