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Ewigkeitssonntag

Ökumenische ambulante Palliativ- und Hospizdienste begleiten Menschen auf dem letzten Weg ihres Lebens.

Der November ist nicht nur der graue Monat des Nebels, er bringt auch Gedenktage mit sich, die den Tod zum Anlass haben. Ein Thema, dem die meisten Menschen gerne aus dem Weg gehen. Für die Ambulanten Palliativ- und Hospizdienste dagegen ist es der tägliche Begleiter, dem sie auf vielfältige Weise begegnen. Stets mit Blick auf die Bedürfnisse der Menschen, die Lebens verkürzend erkrankt sind, sowie auf deren pflegende Angehörigen.

Die Ökumenische Hospizhilfe Pfalz/Saarpfalz ist die Arbeitsgemeinschaft von Caritas und Diakonie für Hospizarbeit in der Region. 2020 wurden in 14 Ambulanten Hospizdiensten 1336 Menschen durch 49  hauptamtlich und 433 ehrenamtlich Mitarbeitende bis zu ihrem Tod begleitet. Die meisten Patienten (657) konnten bis zuletzt zu hause bleiben, gefolgt von 291 Menschen, die in Pflegeeinrichtungen verstorben sind.  Nüchterne Zahlen, hinter denen sich ganz unterschiedliche Menschen verbergen, die jedoch die Konfrontation mit dem Tod verbindet.

"Wenn ein Angehöriger lebensbedrohend erkrankt ist, stellt es das Leben aller Beteiligten auf den Kopf. Es ist ein Ausnahmezustand, der von Ängsten und vielen offenen Fragen, Sorgen und Trauer geprägt ist", sagt Ursula Zirkel. Sie ist Leiterin des Ambulanten Hospizzentrums Südpfalz in Landau, das den Ambulanten Palliativ- und Hospizberatungsdienst und seit 2020 den ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst unter einem Dach bietet. Patienten und ihrer Familie zur Seite zu stehen, haben sich die Dienste, die in ökumenischer Trägerschaft vom Diakonischen Werk Pfalz und dem Vinzentius Krankenhaus Landau stehen, auf die Fahne geschrieben. „Bei einem Erstgespräch an dem Aufenthaltsort der erkrankten Person, das kann bei ihm zuhause oder in einem Pflegheim sein, versuchen wir, uns ein genaues Bild von der Situation zu machen und den Bedarf zu ermitteln. Manchmal sind dazu auch zwei oder drei Besuche nötig, um genau zu wissen, wie wir helfen können.“ Oft benötige nicht nur der Patient die Unterstützung, sondern auch die, die sich zum ihn kümmern. „Angehörige, die einen Schwerkranken rund um die Uhr pflegen, stoßen oft an ihre Grenzen. Auch sie brauchen Beistand, teils Unterstützung bei der Suche nach weiteren Hilfsangeboten und sie brauchen Entlastung. Wir stützen das häusliche System, damit die Versorgungskette nicht reißt.“ Das übernehmen 70 Ehrenamtliche. Sie sind zwischen 21 und 82 Jahre alt, allesamt in Hospizbegleitung qualifiziert und ergänzen das sechsköpfige Team der hauptamtlichen Mitarbeitenden. „Um der Aufgabe gerecht zu werden, sollten sie stabil sein, das heißt, sich nicht selbst in einer Krise befinden, Zeit mitbringen, offen sein und aktiv zuhören können.“

Die Begleitung der Patienten richte sich nach deren Bedürfnissen und physischen Möglichkeiten. „Manchmal reicht es, einfach nur da zu sein, mal wünscht sich der Betroffene, einen Spaziergang zu machen, zu erzählen und ein Stückchen Normalität zu erleben.“ Das Thema Tod werde in den meisten Fällen gemieden. Mindestens die Hälfte der Betroffenen spreche es nie an, höchstens in der Symbolsprache. „Das respektieren die Ehrenamtlichen.  Denn sie sind dazu da, Leben ins Haus zu bringen und die Lebensqualität der Kranken zu verbessern.“

Seit 2020 hat das Zentrum sein Angebot um das ambulante Kinder- und Jugendhospiz erweitert. „Die Kinder, die Lebens verkürzend erkrankt sind, leiden meist an mehrfachen Beeinträchtigungen und brauchen sehr intensive Pflege. Entsprechend belastet sind die Eltern, körperlich und emotional.“ Die ehrenamtlichen Mitarbeiter entlasten die Familie bei der Bewältigung des Alltags, indem sie das erkrankte Kind betreuen, um den Eltern für eine gewisse Zeit einen Freiraum zu verschaffen. Sie haben ein offenes Ohr für die Sorgen, Probleme und Fragen der Familienmitglieder, spenden Trost und Halt. „Denn die Ängste und die Verzweiflung der Eltern sind groß. Da sich diese Familien teils über Jahre in einer Ausnahmesituation befinden, kommen die Geschwisterkinder oft zu kurz. Deshalb nehmen die Hospizbegleiter auch sie in den Blick.“

Einmal im Jahr findet ein ökumenischer Gottesdienst im Gedenken der Verstorben statt. „Er wird sehr frei gestaltet, damit sich auch Menschen, die nicht glauben, darin wiederfinden. Allerdings musste er im vergangen Jahr wegen Corona ausfallen, stattdessen haben wir Briefe mit einer Textsammlung verschickt.“

Die Pandemie habe den Diensten sehr zugesetzt und die Arbeit erschwert. „Aber wir haben die Menschen dennoch weiter begleitet, telefonisch, am Fenster, im Treppenhaus, auf einem Spaziergang. Da haben sich unsere Ehrenamtlichen viel einfallen lassen, um den Kontakt zu halten, und auch die Hauptamtlichen haben Hausbesuche gemacht.“ Trotzdem seien die Begleitzahlen zurückgegangen, da die Heime zeitweise keinen Zutritt gewährt haben.

Auch der Ökumenische Ambulante Hospiz- und Palliativdienst in Homburg musste kreativ sein und in vielem umdenken, um seine Arbeit während der Lockdowns fortzusetzen. „Umso mehr haben wir uns gefreut, dass wir in diesem Herbst die 10. Hospiztage im Saarpfalz-Kreis durchführen konnten“, sagt Gabriele John-Neumann.  „Sie standen unter der Überschrift 'Die Würde des Menschen ist unantastbar - bis zuletzt'. Das ist auch das Motto unserer Arbeit.“  Krankheit, Sterben und Tod seien keine leichten Themen, aber sie müssten den Menschen nähergebracht werden.  Das habe der Gastredner der Hospiztage, der Autor Prof. Dr. Heribert Prantl, verdeutlicht.  „Er zeigte auf, dass das Alter bei der zunehmenden Zahl der Senioren ein wichtiges Thema der Zukunft ist. Daher gehe darum, das Altern zu lernen und zu verstehen, dass Hilfsbedürftigkeit früher oder später damit einhergeht. Auch die Auseinandersetzung mit dem Tod gehört dazu. Sie erhöht die Wertschätzung des Lebens. Das erfahren unsere Mitarbeitenden immer wieder. Die meisten Patienten sind dankbar für die Zeit, die ihnen noch bleibt. Die Hospizbegleiter versuchen, ihnen kleine Lichtblicke in das verbleibende Leben zu bringen. Indem sie ihnen zeigen, dass sie gesehen werden, ihnen zuhören, wenn sie sich etwas von der Seele reden, Ängste mit aushalten und durch ihr Dasein eine Atmosphäre der Menschlichkeit schaffen, auch den Angehörigen gegenüber.“ Einem Schwerkranken das Gefühl zu geben, aufgehoben zu sein, auch im größeren Gedanken, sei für die Ökumenische Hospizhilfe Pfalz/Saarland, die vom Diakonischen Werk Pfalz und dem Caritas Verband Speyer getragen wird, unter dem christlichen Aspekt der Nächstenliebe wichtig.

„Wobei es uns fernliegt zu missionieren. Wir begleiten überkonfessionell und respektieren selbstverständlich auch andere Religionszugehörigkeiten und Glaubens ferne Menschen“, betont Gabriele John-Neumann. 

Menschen auf dem letzten Weg ihres Lebens zu begleiten, erlebten die 70 Ehrenamtlichen durchweg als eine sinnstiftende Aufgabe. „Im Januar starten wir einen neuen Ausbildungskurs für Ehrenamtliche in der Begleitung Sterbender. Dazu gibt es am 11. Januar um 19 Uhr einen Infoabend in St. Ingbert. Interessierte können sich telefonisch bei mir unter 06841-9728613 melden.