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20 Jahre Wegbegleiter evangelischer Kitas

Knapp zwei Jahrzehnte war Alfred Maas als Fachberater zuständig für die evangelischen Kitas in der Westpfalz. Jetzt ist der 65-Jährige in den Ruhestand verabschiedet worden.

Speyer (dwp). "Es war eine rasante Zeit", sagt er zu seinen Berufsjahren beim Diakonischen Werk Pfalz, auf die er mit Dankbarkeit zurückblickt. Manches aber hat sich auch in 19 Jahren nicht geändert.

Spricht man mit Alfred Maas, werden zwei Jahrzehnte Bildungspolitik lebendig. Als der Saarbrücker 2000 seinen Job als Fachberater für Kitas beim Diakonischen Werk antrat, hatte jedes Kind ab drei Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Heute haben Kinder ab der Vollendung des ersten Lebensjahres einen Betreuungsanspruch. Um die Jahrtausendwende habe es in den Kitas eine richtige Aufbruchstimmung gegeben, sagt er und erinnert sich an einen Fachtag zur Dokumentation von Bildungsprozessen, zu dem sich 1000 Teilnehmer anmeldeten.

Damals war gerade die Pisa-Studie in aller Munde, in den Kitas begannen die Erzieherinnen, Bildungsprozesse zu dokumentieren. Es folgten Bildungsprogramme sowie Bildungs- und Qualitätsoffensiven. In Rheinland-Pfalz sei damals die Trägerqualität ein Schwerpunktthema gewesen, berichtet Alfred Maas. Die heute übliche Zertifizierung von Kitas habe ihre Wurzeln in der damaligen Arbeit. Ein weiteres wichtiges, aber durchaus kontroverses Thema der letzten Jahre sei die Sprachbildung gewesen. "Ist Sprachbildung in der Kita notwendig? Wie soll sie erfolgen?", erläutert er. Das diakonische Werk entschied sich für den alltagsintegrierten Ansatz. "Die Kitas und die Qualität ihrer Arbeit haben sich rasant entwickelt", sagt er über seine Jahre als Fachberater beim Diakonischen Werk.

Es waren zwei Jahrzehnte voller Veränderungen - und voller Herausforderungen. Alfred Mass war immer an vorderster Front mit dabei. Denn als Fachberater für Kitas kümmerte er sich nicht nur um die Belange der Einrichtungen in der Westpfalz, sondern war auch in der Verbands- und Lobbyarbeit aktiv. "Es geht darum, gegenüber der Politik ein Sprachrohr der Kitas zu sein", sagt er. Als stellvertretender Referatsleiter nahm er an unzähligen "Runden Tischen" Teil, arbeitete für das Diakonische Werk in der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege Saar mit und war Mitglied im Landesjugendhilfeausschuss. "Ich habe viel in Netzwerken gearbeitet", sagt er. Als ein Ergebnis der vernetzten Arbeit nennt er das trägerübergreifende Kitaforum, das in der Westpfalz seit 15 Jahren aktiv ist und jährlich einen Fachtag veranstaltet.

Im Laufe der Zeit sei durch die enge Zusammenarbeit die Haltung entstanden: Wir alle sind für das System der Kitas verantwortlich. "Das Ministerium mit seinen Gesetzen, das Landesjugendamt, die Träger, die Teams, die Elternausschüsse und natürlich die Fachberater versuchen, das System der Kitas wie ein Mobile im Gleichgewicht zu halten und Qualität zu entwickeln", erläutert er.

Ein weiteres Highlight seiner Arbeit, wenn auch "ein trauriger Anlass", seien die Runden Tische zu den Missbrauchsfällen gewesen, die schließlich zum Bundeskinderschutzgesetzt führten. "Es ist ganz wichtig, den Blick auf das Kindeswohl und den Kinderschutz zu richten und das als Haltung in den Kitas zu implementieren", betont Alfred Maas. Und gerne erinnert er sich auch an die Kindersynode anlässlich des Reformationsjubiläums zurück, als Kita-Kids in der Gedächtniskirche in Speyer eine eigene Resolution verabschiedeten.

Sein Büro in Pirmasens hat er in all den Jahren nur wenig gesehen. Meist war er unterwegs zu "seinen" Einrichtungen in Pirmasens, Zweibrücken, Homburg und Kusel. Die Zusammenarbeit mit den Teams und den Trägern lag ihm genauso am Herzen wie die Anliegen der Eltern. "Als Fachberater ist es unsere Aufgabe, den Blick von außen in die Kitas zu bringen, Impulse zu geben, Entwicklungsprozesse zu begleiten und Konflikte zu moderieren", beschreibt er seine Tätigkeit. Für die Zukunft wünscht er sich, dass die Fachberatung als unverzichtbare Leistung und Pflichtleistung in das Sozialgesetzbuch aufgenommen wird

Gibt es denn auch etwas, dass sich in 20 Jahren Arbeit als Fachberater nicht verändert hat? "Ja", sagt Alfred Maas. Das sei die Grundlage der Arbeit: "Es geht immer darum, das besondere Profil jeder Kita zu gestalten und den Blick auf die einzelne Kita zu richten: Was braucht die Einrichtung? Was brauchen die Kinder? Und was die Familien? Wie können die Kitas Teil der Kirchengemeinde bleiben?". Denn jedes Team, jeder Standort und - jedes Kind sei anders.

Auch im Ruhestand werden ihn die Kitas nicht ganz loslassen. "Ich werde immer auf das Feld der Kitas gucken. Ich bin selbst neugierig, wie es weitergeht", sagt er. Anette Konrad